Bis in die 1960er-Jahre wurde der Wald des Val Porta intensiv genutzt, die Belastung durch den Menschen war also gross. Daher waren die Wälder in der Regel jung und der Bewaldungsgrad blieb beschränkt. Nach einem starken Rückgang der landwirtschaftlichen Aktivitäten und einer Einstellung der forstwirtschaftlichen Nutzung konnte die Baumvegetation einen guten Teil der Flächen zurückerobern und sich natürlich entwickeln, sodass Struktur und Zusammensetzung der Wälder zum Teil das letzte Stadium der natürlichen Sukzession erreicht haben (Klimaxwald).
Heute handelt es sich in der Regel um natürliche Wälder der collinen, montanen und subalpinen Stufe, die teilweise reif und kräftig sind. Das Val Porta befindet sich in der als «südliche Randalpen mit Fichtenvorposten» definierten Standortregion und weist folgende Waldformationen auf: Laubmischwald (colline Stufe), Buchenwald, Tannen-Buchenwald und Birkenwald (montane Stufe), Lärchenwald und Pionier-Bergwald (subalpine Stufe).
Für jede Waldformation sind im Folgenden in Kursiv die wichtigsten im Gebiet erfassten Waldgesellschaften aufgeführt.
Buchenwald
Diese Waldformation ist bis auf eine Höhe von 1500 – 1600 m ü. M. absolut vorherrschend. Die Böden sind in der Regel stabil und versauert und bieten der Buche (Fagus sylvatica) das ökologische Optimum. Im Wald von Lovald und stellenweise auch am rechten Hang findet sich reifer Waldbestand mit bemerkenswert grossen Exemplaren.
Luzulo niveae–Fagetum typicum
Luzulo niveae–Fagetum dryopteridetosum
Tannen-Buchenwald
Diese Waldformation trat früher wohl viel öfter auf. Heute findet sich eine einzige nennenswerte Spur mit einigen kleinen Weisstannenbeständen (Abies alba) im Wald von Lovald auf einer Höhe von 1300 – 1500 m ü. M., gegenüber von Rienza.
Luzulo silvaticae–Abieti–Fagetum calamagrostietosum arundinaceae insubricum
Lärchenwald
Vorkommen natürlicher und anthropogener Lärchenwälder. Für den vor vielen Jahrzehnten aufgegebenen, natürlichen, beweideten Lärchenwald der Alpe Stavascio sind die alten, bemerkenswert grossen Lärchen (Larix decidua) prägend, während im 1898 angepflanzten Lärchenwald im Gebiet Ör Piatt Lärchen in Begleitung von Fichten und Buchen dominieren.
Rhododendro ferruginei–Laricetum
Adenostylo–Laricetum
Junipero–Laricetum
Pionier-Bergwald
Die obere Höhenstufe ist von Pionier-Bergwald bedeckt, in dem Grünerle (Alnus viridis) und Vogelbeere (Sorbus aucuparia) vorherrschen, mit Vorposten bis auf eine Höhe von etwa 1850 m ü. M., wenige Dutzend Meter unter dem Gipfel des Sassello.
Alno viridi–Sorbetum aucupariae
Alnetum viridis
Birkenwald
Natürlicher Wald aus Birken (Betula pendula) auf Blöcken oder landwirtschaftlich nicht mehr genutzten Flächen.
Corylo–Betuletum su blocchi
Corylo–Betuletum su posizioni zonali
Laubmischwald
Ausgewachsene, reife Laubmischwaldbestände eingangs Val Porta, darin stellenweise Kastanienselven. Am Weg von Colletta nach Morasc wachsen Schwarzerlen (Alnus glutinosa).
Luzulo niveae–Tilietum
Cruciato glabrae–Quercetum castanosum var. basifila
Arunco–Fraxinetum castanosum
Naturschutz
Erhaltung der Waldformationen und Schutz ihrer Entwicklungsdynamik, Bewahrung des genetischen Erbes (Lärche, Weißtanne und Buche), Erhaltung und Förderung der Entwicklung der spontanen Fauna und Flora.
Erholung
Aufwertung eines naturkundlich und landschaftlich eindrücklichen Gebiets, in dem die regenerierende Wirkung eines unberührten Waldes erlebt werden kann.
Didaktik
Ein Beitrag zur Umweltbildung: Sensibilisierung für die Werte der Natur und Förderung des Verständnisses der natürlichen Waldentwicklung.
Wissenschaft
Monitoring der natürlichen Entwicklung von Waldökosystemen, besseres Verständnis der Dynamik der spontanen Waldentwicklung zwecks Verbesserung der Ansätze und Techniken in der Waldbewirtschaftung, insbesondere in Schutzwäldern.
Name
Waldreservat Val Porta
Trägerschaft
Patriziato (Bürgergemeinde) von Vogorno
Gründungsjahr
2016
Geschützte Fläche
641 ha
Eigentumsverhältnisse
Das Schutzgebiet befindet sich vollständig im Besitz der Bürgergemeinde von Vogorno.
Typologie
Waldreservat gemäss dem «Konzept zur Schaffung von Waldreservaten im Kanton Tessin».
Bewirtschaftung
Monitoring der natürlichen Entwicklung von Waldökosystemen, besseres Verständnis der Dynamik der spontanen Waldentwicklung zwecks Verbesserung der Ansätze und Techniken in der Waldbewirtschaftung, insbesondere in Schutzwäldern.
Das Val Porta gehört zur Zone der penninischen Decken. Das kristalline, während des alpinen Zyklus metamorphisierte Gestein besteht mehrheitlich aus Paragneisen, Gneiss Minuti und Glimmerschiefern. Am rechten Hang des Val Porta kommt besonders häufig Gesteinsschutt vor, am linken tritt vermehrt Fels an die Oberfläche
Zu den Bodenarten zählen saure Braunerden in den Laubwaldgebieten und podsolige Böden in den Nadelwaldgebieten. In der Regel handelt es sich also um saure, stark durchlässige, skelettreiche Böden, die eine gute Waldentwicklung begünstigen. Der beachtliche Höhengradient – von 490 m ü. M. in Vogorno hinauf auf die 2442 m ü. M. des Pizzo Vogorno – widerspiegelt sich in den unterschiedlichen Waldlebensraumtypen des Val Porta. Auf einer Strecke von rund 5 km gelangt man von den Laubmischwäldern der Hügelzone über die Buchenwälder und Tannenwälder der Zwischenzonen hinauf zu den Lärchenwäldern und Alpweiden der höheren Lagen. Das Tal wurde von Gletschern und Flüssen geformt und weist daher zwei unterschiedliche Profi le auf: Der obere Teil hat tendenziell und insbesondere an den Hängen in der Höhe eine U-Form (glazial), der untere Teil eine V-Form (fluvial).
Das Val Porta befi ndet sich in der Übergangszone zwischen der Seen- und der alpinen Region. Die Witterungseinfl üsse kommen hauptsächlich von Süden, was sich vor allem im Niederschlagsmuster und der Temperatur widerspiegelt. Die Vegetationsperiode dauert auf der collinen Stufe 6 bis 7 Monate (April – Oktober), auf der subalpinen Stufe 4 bis 5 Monate (Mai – September). Die Niederschläge sind ergiebig und besonders während der Vegetationsperiode intensiv.
Temperaturen
Jahresmittel in Vogorno 12 – 13°C
(Temperaturkorrektur 0,6°C pro 100 Höhenmeter)
Niederschläge
Jahresmittel 1800 – 2000 mm